Als Produktmanager betone ich in meinen Berufsprofilen häufig die Bedeutung des First Principles Thinking. Der Grund dafür ist einfach: In der schnelllebigen und komplexen Umgebung der heutigen Tech-Branche ist es für einen Produktmanager unerlässlich, Annahmen zu hinterfragen und etablierte Praktiken zu überdenken.
Ich plädiere nicht für First Principles Thinking, nur weil es eine Methode ist, die von bekannten Innovatoren wie Elon Musk verwendet wird. Vielmehr empfinde ich es als eine natürliche Methode, um Produkt- oder Kundenanforderungen zu analysieren. Viele Unternehmen sprechen zwar von digitaler Transformation, doch oft handelt es sich dabei lediglich um eine Digitalisierung - eine oberflächliche Veränderung und kein grundlegender Wandel.
Nehmen wir als Beispiel die Entwicklung der Schreibmaschine. Die ursprüngliche mechanische Schreibmaschine mit fester Schrift und Farbband entwickelte sich zu einer elektrischen Version mit zusätzlichen Funktionen. Die Kernfunktion - Buchstaben auf Papier zu drücken - blieb jedoch unverändert. Im Zeitalter des Computers haben wir den Luxus, mit Software wie Microsoft Word Dokumente zu schreiben, Schriftarten auszuwählen und Layouts zu entwerfen. Trotz dieser Fortschritte ist das Endergebnis oft wieder analog: Wir drucken die Dokumente aus, stecken sie in Umschläge und verschicken sie. Das ist keine echte digitale Transformation. Deshalb ist es für einen Produktmanager von entscheidender Bedeutung, das First Principle Thinking anzuwenden, um den Status quo zu hinterfragen und neu zu gestalten.
Innovative Lösungen wie der AI Pin von Humane definieren die Art und Weise, wie wir mit Technologie interagieren, neu. Dieses Gerät, das an die Kommunikatoren aus Star Trek erinnert, verwendet Spracheingaben anstelle einer Tastatur und bietet ein freihändiges Interneterlebnis. In ähnlicher Weise revolutioniert Sana AI die Art und Weise, wie wir unsere Arbeit organisieren, indem es Kalender, Tools, Links und Dokumente in ein "zweites Gehirn" integriert, das als leistungsstarker Assistent fungiert. Dank der Fortschritte in der Large Language Model (LLM)-Technologie können Sie jetzt direkt mit Dokumenten interagieren und Aufgaben an einen virtuellen Assistenten delegieren. Diese Entwicklungen haben einen starken Eindruck bei mir hinterlassen und unterstreichen den Wert des First Principle Thinking im Produktmanagement.
Eine effektive Möglichkeit, First Principle Thinking anzuwenden, ist die "5 Whys"-Technik. Bei dieser Methode wird fünfmal nach dem "Warum" gefragt, wobei man jedes Mal tiefer in das Problem eindringt, bis man die eigentliche Ursache gefunden hat. Es ist ein einfaches, aber wirkungsvolles Instrument, um die Schichten der Komplexität abzuschälen und zum Kern eines Problems vorzudringen. Auch wenn es noch andere Methoden gibt, ist es ein hervorragender erster Schritt, mit den '5 Whys' zu beginnen.
Die Anwendung des First Principle Thinking im Produktmanagement ist wie der Bau eines Gebäudes von Grund auf. Man beginnt mit dem Fundament, um ein solides Verständnis der grundlegenden Elemente sicherzustellen, und fügt dann nach und nach immer komplexere Schichten hinzu. Dieser Ansatz stellt sicher, dass jede Entscheidung über eine Funktion oder ein Produkt auf einem gründlichen Verständnis der grundlegenden Prinzipien beruht, was zu innovativeren und effektiveren Lösungen führt.